Kindertagespflege mit Sinn bedeutet für
mich auch: Bewegung mit Sinn.
Denn Bewegung ist viel mehr als Austoben. Über ihren Körper erschließen sich Kinder die Welt. Sie erweitern ihren Radius, entdecken Neues und erleben sich selbst als stark, mutig
und kompetent.
Wenn Kinder sich bewegen, dann sehen wir sie
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zappeln
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robben
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krabbeln
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rennen
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hinfallen
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wieder aufstehen
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springen
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balancieren
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klettern
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schaukeln
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rutschen
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tanzen
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toben
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sich verstecken
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etwas bauen
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etwas tragen
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sich drehen
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sich rollen
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und vieles mehr.
Dabei spüren sie ihren Körper, entdecken Grenzen, werden geschickter, lernen Kraft zu dosieren und ihr Gleichgewicht zu halten.
Bewegung fördert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch Sprache, Denken, Fantasie und Gemeinschaft. Sie macht Kinder selbstbewusst und
verbindet sie mit anderen.
Bewegung stillt die Grundbedürfnisse von Kindern:
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Anschluss: Wir laufen, tanzen, toben und spielen zusammen. Kinder können sich zu den anderen
setzen oder weggehen. Sie erleben: „Ich gehöre dazu und darf mitmachen.“
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Einfluss: Ob beim Klettern, Tragen, Bauen oder beim Balancieren - Bei selbstwirksamer Bewegung
erfahren sie: „Ich kann etwas. Ich bin kompetent.“
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Anregung: Kinder probieren Neues aus, springen vor Freude, balancieren, forschen und erleben:
„Die Welt ist spannend und voller Möglichkeiten.“
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Stabilität: Durch Rituale, Wiederholungen und Balanceübungen spüren sie: „Ich finde Halt und
Sicherheit.“
Bewegung ist bei mir kein Extra, sondern Teil jedes Tages. Sie passiert in vielen kleinen und großen Momenten – ganz selbstverständlich und spielerisch.
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Drinnen verwandelt sich der Raum in eine Bewegungslandschaft: Matten, Kissen, ein Kletterbogen, Yogasteine, Reifen, Bälle oder Rutschautos laden die
Kinder dazu ein, zu klettern, zu springen, zu fahren, zu balancieren oder eigene Ideen umzusetzen.
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Draußen gibt es unzählige Möglichkeiten: Wir spazieren, fahren Laufrad, hüpfen in Pfützen, balancieren über Baumstämme oder erkunden Spielplätze,
Wald, Flussufer, Hügel und Wiesen.
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Im Alltag steckt Bewegung in jeder Handlung: beim Anziehen, Tischdecken, Aufräumen, Treppensteigen oder in den Liedern, die wir gemeinsam singen und
mit Bewegungen begleiten.
So erleben die Kinder Bewegung ganzheitlich: im freien Spiel, in der Natur und im täglichen Miteinander.
Wenn Kinder sich bewegen, passiert viel mehr als nur Körpertraining.
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Motorik: Beim Klettern, Balancieren oder Schaukeln bauen Kinder Kraft und Geschicklichkeit auf und spüren: „Ich werde sicherer.“
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Sprache: Wenn sie ein Lied klatschend begleiten oder beim Schaukeln „hoch und runter“ hören, werden Wörter lebendig und begreifbar.
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Wahrnehmung: Sie fühlen mit den Händen, Füßen sehen Entfernungen, hören Geräusche, erleben sich im Raum
– und verknüpfen all diese Sinneseindrücke.
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Denken: Beim Bauen und Umwerfen eines Turms verstehen Kinder Ursache und Wirkung und erleben Schwerkraft.
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Gefühle: Wenn Kinder mutig einen Hügel herabrollen, einen Turm bauen, der größer ist als sie selbst oder beim Balancieren von der Freundin unterstützt
werden, spüren sie Freude, Stolz, Sicherheit und Selbstvertrauen.
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Miteinander: Beim Tanzen Hand in Hand, gemeinsamen Labyrinth erkunden, sich gegenseitig abschieben oder beim Schaukeln in der Gruppe üben Kinder Rücksicht,
Vertrauen und Gemeinschaft.
Schon morgens bringen wir mit diesem Lied Bewegung in den Tag:
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Mit den Fingern klopfen wir leicht auf den Tisch.
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Mit den Fäusten üben die Kinder ihre Kraft zu dosieren.
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Mit den Ellenbogen erleben sie ihre Körpergrenzen auf neue Weise.
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Mit den Händen klatschen sie und verbinden Sprache mit Rhythmus.
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Mit Händen an der Wange oder einer Brille aus Fingern wachsen Fantasie und Körperschema.
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Mit einem Finger am Mund erleben die Kinder Stille und lernen, ihre Impulse zu kontrollieren.
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Am Ende werfen wir imaginäre Zitronen und Erbsen und lachen gemeinsam.
Kinder sollen ganz im Sinne von E. Pikler vieles selbst tun dürfen. Doch sie brauchen auch Impulse.
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Selbst tun: Wo Kinder allein balancieren, klettern oder probieren können, lasse ich sie. Auch „richtig fallen“ will gelernt sein. Wird es zu
gefährlich, bin ich da.
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Impulse geben: Wo Kinder Interesse zeigen, aber noch nicht hinkommen, ermögliche ich die Erfahrung – z. B. beim Schaukeln, Kniereiter oder „Fliegen“
in meinen Armen.
So erleben die Kinder beides:
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Selbstwirksamkeit: Intensives, selbstgesteuertes Lernen durch eigenes Ausprobieren.
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Impulse & Vorbilder: Neue, körpernahe Sinneserfahrungen und Lernen am Modell.
Bewegung stärkt Kinder ganzheitlich. Sie macht Spaß, fördert ein gutes Körpergefühl und unterstützt die
Entwicklung in allen Bereichen.
Im Oktober 2025 habe ich das Bewegungszertifikat für Kindertagespflegepersonen erhalten.
So profitieren die Kinder von aktuellen Fachimpulsen und einer Bewegungspädagogik, die Sinn macht.
Bewegung steckt in jedem Moment unseres Tages.
08:00 - 08:30 Uhr (Ankommen & Freispiel)
Schon jetzt passiert Bewegung: Schuhe ausziehen und aufräumen, auf das Podest klettern und zum Abschied winken, beim Zubereiten helfen, mit dem Motorikwürfel
spielen.
08:30 - 09:00 Uhr (Frühstück & Singspiel)
Beim Essen üben wir Feinmotorik, spüren unseren Körper auf dem Stuhl und machen kleine Fingerspiele.
09:00 - 09:30 Uhr (Freispiel & Wickelzeit)